2005

Erst einmal ein kurzer Nachtrag zu Dezember 2004. Meine Mutter verstarb am 20.12.2004 sehr plötzlich und unerwartet im Alter von 80 Jahren.

 

Ende des Jahres planten wir Michaelas Überraschungsparty, sie wurde 20 Jahre alt. Dank einer guten Freundin, die für uns nach Telefonnummern der Klassenkameradinnen  recherchierte konnten wir viele Freundinnen erreichen. Da Michaela nichts entgeht und Lügen sofort durchschaut, mussten alle Helfer mächtig auf der Hut sein, um uns nicht zu verplappern. Während wir Michaela zu uns nach hause holten um mit ihr zu feiern, ließ Christian nach und nach die Gäste bei sich herein. Abends fuhr Martina Michaela nach Hause. Dort angekommen wurde Michaela in ihrem dunklen Wohnzimmer dann vom Blitz erschlagen, als sie es betrat und die Hütte voll mit Freunden war. Wir kamen noch mit Freundinnen im Schlepptau hinterher. Diese halfen beim Tragen von Essen und Trinken. Das Beste war das unsere Kleine bis zum Schluss nichts gemerkt hat, was wirklich nicht einfach war.

 

Januar

Also gut, fangen wir gleich mit dem Januar an. Martina hat ja im September 2004 mit einer Fortbildung begonnen. Voraussetzung für diese Fortbildung ist die Ausbildereignung. Dies musste sie in der Abendschule erlernen und hat im Januar die Ausbildereignungsprüfung bestanden. Nun kann sie mit der Fortbildung zum Industriefachwirt beginnen. Auch wieder in der Abendschule. Es wird eine harte Zeit, doch sie wird es schon schaffen. Zwei bis dreimal die Woche muss sie von 17 Uhr bis 20.15 Uhr die Schulbank drücken. Des Häufigeren kommt sie genervt nach Hause. Da sie auch beim Bayer die Stelle gewechselt hat, muss sie tagsüber auf der Arbeit lernen und abends noch in der Schule. Es wird ihr schon viel abverlangt.

Ende Januar war ich mit einer lieben Arbeitskollegin 4 Tage in Berlin. Es war grüne Messe, wo wir den ganzen Tag rumliefen. Auf dem Weg nach Hause meinte sie zu mir: „Ich zeige dir noch das kleine Theater.“ Als wir um die Ecke bogen, sahen wir einen Pulk von Leuten und wir zwei fragten neugierig die Passanten, wer da auftritt. Hape Kerkeling war die Antwort. „Sollen wir da reingehen?“ meinte ich noch, da sagte ein freundlicher Herr: „Das können Sie vergessen, es gibt seit Monaten keine Karten mehr.“ Ich überlegte keine Sekunde, ließ den Mann reingehen, wartete noch fünf Minuten und zerrte meine Kollegin am Arm hinterher. Dem Türsteher sagte ich, meine Kollegin habe die Karten in Leverkusen liegen lassen und was wir jetzt machen können? Er holte den Chef und dem erzählten wir unsere Geschichte. Anscheinend waren wir gut. Wir wurden in die VIP-Lounge begleitet und da saßen wir super und ohne was bezahlt zu haben. Das Gläschen Sekt in der Halbzeit ließen wir uns schmecken. Der Abend, wie die ganze Zeit in Berlin war toll.

 

März

Erst fuhr Michaela auf Klassenfahrt nach Prag, wo es ihr super gefiel. Anschließend fuhr sie mit mir nach Zypern. Bei einer Radtour, die wir ein wenig abkürzen wollten, passierte uns Folgendes. Der Radweg wurde immer enger und es wurde immer felsiger. Später mussten wir unsere Räder auf dem Buckel tragen und sind nur noch über Felsen geklettert. Von einer Abkürzung konnte man dabei nicht mehr reden. Fazit: Die Räder wurden wieder abgegeben und die nächste Erkundungstour machten wir per Bus. Die Strände dort waren traumhaft und die Sonne gefährlich. Michaela hatte einen Sonnenbrand und Sonnenstich vom Feinsten.

 

Mai

Meine Freundin Petra hatte für uns eine Woche in Kleve gebucht. Die Unterkunft war spitze und die Gegend haben wir per Rad erkundet, auch wenn wir nicht immer auf direktem Weg zum Ziel kamen. Es war eine erholsame Woche. Unsere Pensionsbesitzer waren so freundlich, dass wir ihnen drohten, wiederzukommen.

 

Juni

Michaela hat erfolgreich mit Note „gut“ ihre Prüfung zur staatlich, geprüften Erzieherin gemacht und hat somit auch Fachabitur. Nun macht sie noch ihr Anerkennungsjahr und nennt sich dann staatlich, anerkannte Erzieherin.

 

Juli

Nur noch mal zur Erinnerung, Helmut spielt ja in zwei Bands als Drummer (dt. Schlagzeuger), einmal in Köln-Ehrenfeld und einmal in Krefeld. Auf einem Pfarrfest trat jetzt die Krefelder Band zum ersten Mal auf. Helmut’s Freunde waren von Köln und weiter angereist, um ihn spielen zu sehen. Unsere Töchter mit ihren Jungs und Jan mit seiner Freundin Sandra halfen beim Aufbauen und das war bei 35°C im Schatten schon eine schweißtreibende Sache. Da die Musiker statt Wasser Bier tranken und es im Zelt immer wärmer wurde, wirkte dann nach 3 1/2 Stunden der Alkohol. Helmut sagte später, er hatte das Gefühl ihm seien die Stöcke nur so um die Ohren geflogen, so gut war er drauf. Nach vier Stunden war das Konzert zu Ende. Es war für alle Beteiligten, ob Fans oder Musiker ein tolles Erlebnis. Zwei Tage später fuhr Helmut mit gemischten Gefühlen zur Kur nach Bad Driburg. Seine Zuckerwerte waren schlecht und an Gewicht sollte auch einiges runter. Nach ein paar Tagen hatte sich eine gemischte Gruppe lustiger Leute gefunden. Helmut und Leidensgenosse Jürgen brachten alle mit ihrer trockenen Art zum Lachen. Voller Stolz präsentierte Helmut seinen Freunden die Töchter, wenn sie ihn besuchen kamen. Ich war meistens von donnerstags bis sonntags bei Helmut. Wir haben Bekannte, die nur 15 Kilometer von Bad Driburg entfernt ein Haus haben und mich gerne bei sich beherbergten. Unsere Clique bestand aus ca. 12 Personen, mit denen wir Minigolf, Tennis und Karten spielten, wandern und tanzen gingen. Helmut war ein gelehriger Patient und so konnte er bald von allen Medikamenten abgesetzt werden, seine Werte wurden besser und er nahm rapide ab. Nach vier Wochen Kur war er sechs Kilo leichter und musste keine Tabletten für den Zucker nehmen. Helmut hatte eine Menge Spaß mit den Mitleidenden und die Kur war der Auslöser für seine komplette Essensumstellung.

 

August

Wir fuhren nach Finkenberg, wo wir alle 2 Jahre unsere Freunde treffen, um mit ihnen zu wandern. In einer Gruppe von 10 Personen macht das auch viel Spaß. Trotz dem leckeren Essen, aber auch bedachter Auswahl nahm Helmut noch mal drei Kilo ab.

 

Oktober

Wir hatten allen Grund zum feiern, Martina bekam plötzlich und unerwartet ihren Festvertrag beim Bayer als Sachbearbeiterin in der Mandantenbuchhaltung. Das war zwar schon überfällig, da Martina seit 2002 in der Firma arbeitet, doch ständig hat sie befristete Ein-Jahres-Verträge bekommen und den letzten erst im Juni. Sie war so aus dem Häuschen, dass sie drei Tage durchgefeiert hat. Helmut fuhr mit seinen Auszubildenden vier Tage in die Eifel. Das dient dazu, dass sich die Auszubildenden besser kennen lernen. Die Kinder und ich zogen Helmut mächtig auf mit den Worten: „Du bist ja nur noch unterwegs, oder macht reisen Spaß?“ Mein lieber Mann ist nämlich am liebsten zu Hause und verreist gar nicht so gerne. Dieses Jahr war er vier Wochen in Kur, zwei Wochen in Österreich und anschließend noch vier Tage in der Eifel, das war für ihn satt und genug. Er kam aus der Eifel und zwei Tage später machten Petra und ich unsere Drohung war und fuhren wieder nach Kleve, wo es uns ja so gut gefällt. Der Herbst mit seinen Winden und Stürmen machte uns das Radeln nicht gerade einfach und egal wo wir lang fuhren, wir hatten immer Gegenwind. Zeitweise mussten wir vom Rad steigen und schieben, weil es nicht mehr ging. Erholt haben wir uns aber auf alle Fälle.

 

November

Diesen Monat hat Helmut einen neuen Rekord auf der Waage aufgestellt. Er ist nun unter 90 Kilo. Dies erreichte er durch weiterhin gesunde Ernährung und viel Sport, da er nun mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Er kaufte sich 1983 ein gebrauchtes Rad. Daher kann man sich vorstellen, wie unbequem es war mit diesem Fahrrad zu fahren und wie viele Macken es hatte. Nun fuhr er schon 2 Monate auf diesem alten Drahtesel, da beschlossen wir ihm neue Reifen zu kaufen, da die alten dermaßen abgefahren waren. Ich überlegte, ob es nach 22 Jahren nicht Zeit wäre mal ein neues Rad zu kaufen, daher meinte ich nur: „Ich begleite dich, beim Kauf der neuen Reifen,“ hatte aber den Kauf eines neuen Fahrrades längst im Hinterkopf. Er ist leider viel zu geizig etwas für SICH zu kaufen, wenn es noch einigermaßen fährt. So war mir klar, dass ich das Fahrrad für ihn kaufen würde. Im Geschäft fiel ich auch gleich mit der Tür ins Haus und schob ihn zu den neuen Rädern. Da er weiß, dass mit mir nicht zu diskutieren ist, ließen wir uns beraten und am gleichen Tag im zweiten Geschäft schlugen wir dann zu. Er ist so begeistert von seinem Rad, dass er selbst bei Kälte und Regen lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, als mit dem Auto.

Am 5. November bekamen wir morgens um 6 Uhr einen Anruf aus dem Krankenhaus, dass Helmut’s Vater verstorben ist. Da die Familie bereits die letzte Woche im Krankenhaus verbrachte, weil wir wussten, dass er bald verstirbt, klappte die Organisation reibungslos und wir fuhren alle ins Krankenhaus und konnten noch mal Abschied nehmen. Der lange Leidensweg des Vaters ist nun zu Ende.
Am 19. November bin ich mit meiner Schwiegermutter für eine Woche nach Teneriffa
geflogen. Zuhause soll es ja geschneit haben. Auf Teneriffa hatten wir schöne 24°C. Ich konnte mich sogar im Bikini am Strand sonnen. Besichtigt haben wir eine Bananenplantage, einen Orchideengarten und ein Kloster. Die Woche war viel zu kurz.

 

Dezember

da wir diesen Brief im November schreiben, wissen wir noch nicht, was im Dezember passiert, aber eins wissen wir genau, Michaela, Martina und ich freuen uns schon sehr auf unsere Peru-Reise im Januar. Die Familie wünscht allen ein besinnliches Fest und einen guten Rutsch.